Aktionstag in der GHS Dumont-Lindemann-Schule

03.05.2018 – Das war der Auftakt der Lobby-Aktion NIKOTINKINDER: In der Gemeinschaftshauptschule Dumont-Lindemann-Schule in Düsseldorf konnten wir mit der Klasse 8c zunächst die Situation der arbeitenden Kinder beleuchten.

Kinderarbeit auf Tabakfeldern

Der kurze Dokumentarfilm des Schweizer Fernsehens beeindruckte die Jugendlichen sehr. Innerhalb von 12 Minuten wurden alle wesentlichen Aspekte des Themas beschrieben.

Es war im nachfolgenden Gespräch vor allem die Ausweglosigkeit der Kinder und natürlich auch ihrer Eltern, die die Schüler*innen besonders beschäftigte.

Immer wieder überlegten sie, ob die Kinder nicht einfach was Anderes machen oder mit ihren Eltern wegziehen könnten.

Die Meinungswand wurde ausgerollt und schuf Platz für die Gedanken der Schüler*innen. Auf der langen Papierbahn schrieben wir drei Stichworte: „Kinder“, „Schulden“, „Nikotin“.

Unter „Kinder“ notierten sie die Schwierigkeiten in der Schule, „traurig“, „Krankheiten“, „keine Freizeit“, „viele Kinder machen das“.

Unter „Schulden“ als eine der Ursachen, warum die Menschen aus ihrer Notlage nicht herauskommen schrieben sie vor allem, wie hart es ist, die Schulden abzuarbeiten, die aus den harten Verträgen der Tabakindustrie resultieren.

Zu „Nikotin“ hatte sie besonders beeindruckt: „tödlich“, „giftig“, „Fieber und Kopfschmerzen“.

 

Tabakwerbung

Nun kamen wir zu denen, die verantwortlich für die Situation der Kinder sind: Die Tabakindustrie. In einem Arbeitsblatt lernten die Jugendlichen die fünf größten Konzerne mit ihren wichtigsten Marken kennen. Bei drei Konzernen hatten wir auch die Börsenkurve, die die enormen Gewinne anzeigt, beigefügt.

Wir sprachen darüber, wie diese Konzerne die Menschen dazu bringen, möglichst viel zu rauchen. Dazu hatten wir vier Plakate, die aktuell in Düsseldorf zu sehen waren, auf A3-Größe ausgedruckt und auf Stücke aus der Papierrolle geklebt.

Drumherum war genug Platz, sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen: Wie sieht es aus mit dem Realitätsbezug? Worauf zielt die Werbung?

Sie verstanden, dass die Werbung auf sie zielt.

 

Wie das großflächige Plakat, in dem ein Typ von zwei Frauen umgarnt wird.

Die Jugendlichen fanden, dass solche Werbung einen schwach machen kann, der nicht raucht.

Die Raucher hätten Mundgeruch und ihre Kleidung würde schlecht riechen. Das erhöhe nicht gerade die Chancen bei Frauen.

Einer meinte, dass die Raucher immer auf die Pause warten und keine Geduld haben, weil sie schnell zu ihrer Zigarette kommen wollen.

 

Der Pickup, der zu einem Swimmingpool ausgebaut wurde, hatte es den Schüler*innen besonders angetan. Das hätte ja mit der Wirklichkeit gar nichts zu tun.

Nerven würde beruhigt, aber die Lunge schwarz. Keine Option. Macht krank. Kriegst schlecht Luft. Dumme Werbung. Schlecht für die Lunge. Depressionen – Aggressionen. Aber auch: Man ist geschickter. Beruhigter.

Es wurde viel über die gesundheitlichen Beeinträchtigungen diskutiert – die der Kinderarbeiter auf den Tabakfeldern und die der Jugendlichen, die schon rauchen. Mit wenigen Ausnahmen wurde beides als sehr negativ bezeichnet.

Das in Deutschland immer noch Werbung für Tabakwaren gibt, als einzigem Land in der EU fanden die Schüler*innen schlimm. Der Verdacht der Bestechlichkeit fiel. Hier wird ganz offensichtlich viel Vertrauen in die Politik zerstört. Und die Worte des CDU-Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder, mit denen er den fertigen Gesetzentwurf für das Verbot Ende letzten Jahres mit den Worten kassiert hatte, sorgten für Kopfschütteln: „Wer hier einmal den Weg hin zu Werbeverboten einschlägt, wird auch bei anderen Produkten, zum Beispiel Alkohol oder Zucker, künftig schwerlich gegen weitere Verbote sein können.“

Fast alle waren dafür, Zigaretten zu verbieten. In jedem Fall aber seien sie zu billig. Dabei sind sie gar nicht billig: Auf einer Schachtel stand:  40 Zigaretten – 10.00 Euro. Ein Raucher gibt also bei 20 Zigaretten am Tag 150 Euro im Monat und 1.800 Euro im Jahr dafür aus.  Da hatte jemand in der Runde von einem Moped geträumt – das hätte auch knapp unter 2.000 Euro gekostet.

Insgesamt zeigte sich, dass die wichtigsten Informationen angekommen sind und auf fruchtbarem Boden gefallen waren. Eigentlich sind die Jugendlichen oft vernünftiger als die Erwachsenen, die mit Gratiszigaretten und einer aggressiven Werbung versuchen, die Jugendlichen zum Rauchen zu verführen – oder dies nicht verhindern.