Die Lobby-Aktion NIKOTINKINDER
Warum eine Lobby-Aktion NIKOTINKINDER
Ziel der Lobby-Aktion NIKOTINKINDER ist zunächst, Jugendliche in Deutschland über die Not der arbeitenden Kinder zu informieren. Sie erkennen darüber die Zusammenhänge zwischen deren Armut und dem Gewinnstreben der Tabakkonzerne. Im nächsten Schritt vollziehen sie nach, dass sie selbst Zielscheibe von Werbekampagnen sind und die gleichen Konzerne sie als Kunden gewinnen wollen. Damit werden die Konzerne natürlich noch reicher.
Die Seite der arbeitenden Kinder
Was wir in der Einführung beschrieben haben, trifft in besonderem Maße für hunderttausende Kinder zu, die auf den Tabakfeldern arbeiten. Zusätzlich zu den negativen Folgen, die Kinderarbeit ohnehin hat, kommen bei diesen Kindern eine starke gesundheitliche Schädigung hinzu. Ohne selbst zu rauchen, werden sie durch Nikotin gesundheitlich belastet, die sie während der Arbeit aufnehmen.
Auf den Tabakplantagen arbeiten die Kinder oft bei großer Hitze. Über den Schweiß löst sich aus den Tabakblättern das Nikotin und dringt in den Körper ein. Das kann Werte erreichen, die einem Konsum von 50 bis 60 Zigaretten gleichkommt.
Hinzu kommen die üblichen körperlichen Gefahren, die im Umgang mit den Pestiziden und scharfen Gegenständen allgegenwärtig sind.
Die Folgen sind für Kinder gravierender als für Erwachsene, weil der kleine Körper im Wachstum steckt und stärker reagiert: Schmerzhafter Husten, Muskelschwäche, Kopf- und Bauchschmerzen – die typischen Anzeichen einer Nikotinvergiftung. Pestizide und Nikotin bewirken zusätzlich eine Veränderung des Nervensystems. So gehen die Reflexe bei diesen Kindern teilweise drastisch zurück. Oft treten Depressionen als Spätfolgen auf, die oft in den Selbstmord führen.
Wenn die Kinder überhaupt zur Schule gehen, haben sie aufgrund der hohen Nikotinwerte große Schwierigkeiten dem Unterricht zu folgen.
Die Seite der Jugendlichen in Deutschland
Für die Jugendlichen in Deutschland ist es wichtig, die Zusammenhänge zwischen dem Gewinnstreben der Konzerne und der bitteren Armut von Menschen auf den Tabakfeldern zu erkennen. Sie lernen die Kinder- und Menschenrechte kennen, die dort verletzt werden.
Wenn sich die Jugendlichen in die Rolle der Kinderarbeiter versetzen, geht das nicht ohne das Aufnehmen von zentralen Aussagen zu Gesundheit und den tödlichen Gefahren des Rauchens.
Die Bereitschaft zum Umdenken zeigt sich oft schon im Kleinen. Plötzlich sind die Raucher in der Umgebung nicht mehr so cool oder können keine Zigarette mehr in Ruhe rauchen, ohne an die leidenden Kinder erinnert zu werden.
Bei unseren Workshops in Schulklassen haben wir bei den Jugendlichen eine unausgesprochene Angst um ihre Eltern festgestellt. Denn sie begreifen, wie gefährlich Rauchen ist und ziehen daraus den logischen Schluss, dass damit die Menschen, die sie lieben, gefährdet sind. Es ist wichtig, sie darüber sprechen zu lassen.
Mit den zwei Fotoaktionen wollen wir den Blick der Jugendlichen für ihre Umgebung schärfen:
Auf ihrem Weg zur Schule sind sie einer permanenten Werbung für das Rauchen ausgesetzt. Das ist in keinem Land der EU erlaubt. Sie sollen gegen diese Botschaften angehen können, indem sie die Botschaften auf den Plakaten umkehren.
Überall in unserer Umgebung liegen Kippen herum. Wir haben uns daran gewöhnt. Aber diese Kippen sind ein Umweltproblem und belasten das Klima. Sie sind kriminell gefährlich. Mit der Fotoaktion spießen die Jugendlichen mit ihrer Handykamera diese Kippen auf, wo immer sie sie treffen und kommentieren sie.
Die Verantwortlichen ansprechen
Jugendliche beschäftigen sich intensiver mit einem Thema, wenn sie Vertreter*innen aus Wirtschaft, Politik oder Medien als Gegenüber haben, denen sie die Situation aus ihrer Sicht erklären können.
Die Jugendlichen können in dieser Aktion Lobbyisten für die arbeitenden Kinder und gegen die Tabakwerbung werden. Wir bieten verschiedene Möglichkeiten dafür an, Manager*innen und Politiker*innen deutlich zu machen, dass sie ihre Macht unbedingt zu Gunsten der Kinder nutzen müssen. Die Jugendlichen merken aber auch, dass die Raucher*innen mitverantwortlich sind.
Für junge Menschen ist wichtig, sich als Teil von gesellschaftlichen und politischen Prozessen zu erleben. Die Jugendliche erfahren, dass die Politiker*innen durchaus erreichbar sind und angesprochen werden können.
Umgekehrt haben wir von Politiker*innen immer wieder die Rückmeldung erhalten, dass für sie die Begegnungen mit den Jugendlichen wichtig waren und sie selbst viel gelernt haben.
Auch die Medien tragen Mitverantwortung für die Situation der arbeitenden Kinder und dass Tabakwerbung in dieser Form noch möglich ist. Sie sind in einem Dilemma, weil sie in einer oft erheblichen Abhängigkeit von den Anzeigen dieser Konzerne sind. Sie einzubinden ist daher wichtig – auch für die Jugendlichen, die dadurch eine eigene Einschätzung zu Medien bekommen.
Aktionen sind in der Bildung wichtig, weil sich damit das erworbene Wissen verfestigt. Die Jugendlichen haben aber auch eine Lobby-Funktion: Sie sind das Gegengewicht zur Tabaklobby, die sehr stark im Bundestag und im Europaparlament vertreten sind.