Der Vater

Im Dokumentarfilm des Schweizer Fernsehens macht sich Vater Erik Weber große Sorgen, weil er weiß, dass beim Bearbeiten der Tabakpflanze seine Kinder krank werden. Aber: „Ohne ihre Hilfe könnten wir die vertraglich festgelegte Arbeit nicht erledigen“, sagt er. „Die Zuständigen der Industrie wissen das“. Sein Name deutet es schon an: Die Vorfahren der Familie Weber sind aus Deutschland eingewandert, um eine bessere Lebensperspektive zu finde.

„Das Gift im Tabak ist sehr ungesund für uns,“ sagt der Vater im Dokumentarfilm. „Einmal mussten wir sogar alle ins Krankenhaus, weil wir derart starke Schwindelanfälle und Fieber hatten und uns erbrechen mussten“

Er muss also mitansehen, dass die Familie gesundheitlich geschädigt wird. Der Krankenhausaufenthalt kostet Geld und die Arbeit bleibt liegen. Dadurch wachsen die Schulden, denn der Abnehmer der Tabakernte ist der Einzige, der der Familie Geld gibt.

Ein ewiger Kreislauf! Aber die Familie Weber hat keine Wahl: Sie muss Tabak anbauen, denn wie die meisten Bauern, hat sie große Schulden bei den Tabakfirmen. Während der nächsten 20 Jahren muss sie ein Drittel ihrer Ernte abliefern, nur um die Schulden zu tilgen.

Die Tabakindustrie hat in den Verträgen mit den Familien Klauseln eingebaut, in denen die Mindestmenge festgelegt ist. Erreicht eine Familie diese Menge nicht, gibt es einen zusätzlichen Abzug. Wird eine Familie – wie im Film beschrieben – krank, erhöhen sich die Schulden. Die Krankheiten nehmen im Laufe des Arbeitslebens auf den Tabakfeldern zu, die Schulden ebenfalls.

 

Knebelverträge

Schuld daran sind die Knebelverträgen der Tabakfirmen. Charles Batison in Malawi hat sich per Vertrag verpflichtet, seinen Tabak komplett an eine Tabakfabrik zu liefern statt ihn an der Börse anzubieten; die Firma stellt ihm auf Kredit das Saatgut und den Dünger zur Verfügung – doch mit dem Erlös für seine Ernte schafft er es kaum, die Schulden abzutragen. Seinen abgelieferten Rohtabak bekommt Charles Batison in der Landeswährung Kwacha vergütet – Saatgut und Dünger dagegen werden ihm in US-Dollar in Rechnung gestellt. “So tragen wir das Risiko von Währungsschwankungen”, sagte er. Quelle: Süddeutsche Zeitung „Das blutige Geschäft mit den Tabak-Sklaven, 18.6.2016

Die Tabakkonzerne verdienen das 266-fache!

Die Tabakkonzerne verdienen extrem an den armen Farmerfamilien: Das Durchschnittseinkommen eines Pächters in Kasunga, dem wichtigsten Tabakanbaugebiet Malawis, betrug im Jahr 2017 weniger als 400 USD für 10 Monate Arbeit. Der Bauer verdient 30 Cent pro Kilo Tabak, aus dem 1200 Zigaretten entstehen. Daran verdient die Tabakindustrie rund 80 Euro, das 266-fache. (The Guardian) Entsprechend rutschen die Familien immer tiefer in die Schuldenfalle. Hier die erschütternde Geschichte von James Mwale aus Malawi

 

Im Unterricht

In der Arbeit mit Jugendlichen können Sie der Frage nachgehen, wie beklemmend eine solche Situation für einen Vater sein muss. Seine Kinder müssen mitarbeiten, um über die Mindestmenge hinaus Tabak abliefern zu können. Und am Ende kommt nicht einmal eine Zukunft für die Kinder dabei heraus.

Wir haben den Kreislauf der Familie in ein „Spiel“ umgesetzt – ein Arbeitsblatt, dass den Verlauf von Erfolgsjahren und Rückschlägen der Familie Weber symbolisieren soll. Arbeitsblatt 2a – Wie schulden entstehen

 

 

Das Thema Gesundheit

Lesen Sie weiter, was die Ärztin Rosa Wolf sagt, die die Familie Weber betreut und wie sich die Arbeit gesundheitlich auf die Kinder auswirken.