FRIEDENSBAND: Brief an Abgeordnete zum Tabakwerberverbot

Sehr geehrte Abgeordnete,
sehr geehrter Abgeordnete,

 

FRIEDENSBAND entwickelt Jugendaktionen zu Kinderrechten zusammen mit Jugendlichen in Schulen und Jugendeinrichtungen, die bekannteste ist sicherlich die Aktion Rote Hand zum Thema Kindersoldaten. Ein wichtiges Thema ist immer wieder Kinderarbeit. Wir finden sie auf Tabakfeldern, in der Textilindustrie und eben auch auf Tabakfeldern.

In den Workshops im Rahmen der Lobby-Aktion NIKOTINKINDER lernen die Jugendlichen, dass die Tabakkonzerne Hunderttausende Kinder schwerste Arbeit leisten lassen. Sie verpassen durch unterdurchschnittlichen Schulbesuch ihre Zukunftschancen und werden vor allem durch Nikotin schwer geschädigt. Das Nikotin dringt durch die Berührung über die Haut in den kleinen Körper ein und zwar ob sie 50 Zigaretten geraucht hätten. Täglich! Die gesundheitlichen Schäden sind schon für einen Erwachsenen gefährlich, für Kinder sind sie verheerend. Verantwortlich sind die Tabakkonzerne die die Verträge mit den Farmerfamilien so gestalten, dass die billigsten Arbeitskräfte, die Kinder, mitarbeiten müssen.

Wenn die Jugendlichen in unseren Workshops dies erfahren, sind sie nicht gut zu sprechen auf die Konzerne. Im nächsten Schritt kommen wir zur Tabakwerbung. Sie erfahren, dass Deutschland das letzte Land in der EU ist, in dem Tabakwerbung erlaubt ist. Die Jugendlichen zählen dann teilweise ihre Herkunftsländer auf und können nicht glauben, dass die weiter sind als Deutschland.

Peinlich wird es, wenn die Jugendlichen nach dem Warum fragen? Wie sollen wir erklären, dass es in Deutschland eine mächtige Tabaklobby gibt, die die notwendigsten Gesetze verhindert, ihre Gesundheit, die der Kinder in Deutschland, zu schützen. Dabei haben sie doch gerade erst die Kinderrechte kennengelernt und wissen, dass die Politiker*innen sich dazu verpflichtet haben.

Wir nehmen uns dann gemeinsam die Tabakwerbung vor. Wir erklären die Wirkungsweise von Werbung und warum viele Millionen Euro ausgegeben wird, um sie die Jugendlichen einzufangen. So langsam fühlen sie sich wie in einem Netz gefangen… wie die Kinder auf den Tabakfeldern.

In einem Workshop weinte plötzlich ein Mädchen. Sie hatte begriffen, wie gefährlich rauchen ist und hatte nun panische Angst um ihren rauchenden Vater. Wie krank mag er schon sein, wie lange hat sie ihn noch? Was sagen wir ihr?

Am 18.12.2018 von 16 bis 17 Uhr werden wir mit diesen Schüler*innen im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW zusammen mit Minister Laumann genau diese Thematik diskutieren. Sie sind herzlich eingeladen. Wir bitten um Anmeldung www.nikotinkinder.de

Die damaligen Minister Christian Schmidt (Ernährung, CSU), Hermann Gröhe (Gesundheit, CDU) und die Drogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) konnten mit ihrem dramatischen Appell an die Abgeordneten die Zurückziehung des Gesetzentwurfes nicht verhindern. „Kinder und Jugendliche können der Tabakwerbung auf Plakaten im öffentlichen Raum und im Kino nicht ausweichen“, schrieben sie und argumentierten dann auch mit wirtschaftlichen Fakten: Der Staat mache kein gutes Geschäft mit den Tabaksteuereinnahmen von 14 Milliarden Euro im Jahr, weil ihnen tabakbedingte Mehrkosten von 78 Milliarden Euro gegenüberstünden.

Eine Umfrage der AOK ergab in Baden-Württemberg, dass 68 Prozent der Befragten gegen jede Werbung für Tabakwaren ist. Eine Forsa-Umfrage ergab, dass das Einstiegsalter von 29 Prozent der Befragten bei 16 oder 17 Jahren und bei 32 Prozent sogar bei 14 oder 15 Jahren lag.

Philippe Luchsinger, Präsident des Verbands der Haus- und Kinderärzte der Schweiz stellte fest, dass in einer Untersuchung 60 Prozent der 6jährigen das Kamel mit der Camel-Werbung in Verbindung brächten.Einschub: Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass Kinderarbeit auch Migration erzeugt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hatte mich kürzlich gebeten, für die Entscheider*innen Workshops über Kinderarbeit zu geben.

Wir bitten Sie, im Bundestag eindeutig für ein vollumfängliches Tabakwerbeverbot zu plädieren. Sie können als Politiker*innen den Konzernen nicht die Gesundheit unserer Kinder in die Hände legen! Das Recht, gesund aufzuwachsen ist ein wichtiges Kinderrecht, in den Tabakanbauländern ebenso wie hier in Deutschland!

Mit freundlichen Grüßen
Günter Haverkamp
Geschäftsführer